Plastik im Meer

Plastik im Meer: eine unsichtbare Zeitbombe

Plastikmüll schädigt das Ökosystem Meer

Tüten, Flaschen, Verpackungen, Feuerzeuge, Zahnbürsten, Spielzeug und so weiter – Plastik ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Viele Menschen trennen sorgfältig ihren Müll und sortieren recylebare Wertstoffe aus. Welche gigantischen Mengen an Plastikmüll aber dennoch in den Meeren landen, das ist kaum bekannt. Pro Jahr werden weltweit schätzungsweise bis zu 240 Millionen Tonnen an Plastikartikeln hergestellt, über sechs Millionen davon gelangen nach Angaben der Vereinten Nationen in die Ozeane.

 

Wie gelangen die riesigen Plastikmengen in die Meere?

Der meiste Müll stammt aus Landgebieten. Über Hochwasser gelangt er in die Flüsse und schließlich in einen der Ozeane. Zudem können Schifffahrt und Fischerei sowie die Offshore-Industrie als weitere Verursacher von Plastikmüll im Meer identifiziert werden.

Jedes Jahr kommen weitere große Mengen an Plastikmüll dazu, die auch im Meer nicht verrotten. Dies hat gravierende Auswirkungen auf das Meer als Ökosystem: Meerestiere fressen davon, wodurch die Plastikmaterialien in die Nahrungskette gelangen. Andere Tiere verheddern sich in den Plastikteilen und gehen daran ein. Nach Auskunft von UNEP (UN-Umweltprogramm) führt Plastikmüll jährlich zum Tod von über einer Million Meeresvögeln sowie von 100.000 anderen Tieren wie Delfinen oder Schildkröten. Laut Untersuchungen des Umweltforschers José Derraik sind fast 270 Tierarten von den Negativfolgen des Plastimülls betroffen. Man hat errechnet, dass mittlerweile pro Quadratkilometer Wasseroberfläche mehr als 15.000 Plastikteile „unterwegs“ sind.

 

Gigantische Müllteppiche

Was sichtbar oben schwimmt, ist aber nur die Spitze des Eisberges. Denn zwei Drittel des Plastiks landen auf dem Meeresboden, 15 Prozent an den Küsten. Auch das Phänomen der Müllstrudel spielt in diese Zusammehang eine wichtige Rolle: Dabei bilden sich durch Strömungen bedingt riesige Müllteppiche auf der Meeresoberfläche. Ein Beispiel dafür ist der „Great Pacific Garbage Patch“ im Nordpazifik, der bereits die Größe von Mitteleuropa hat.

Jüngere Untersuchungen japanischer Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass bei der Zersetzung von Plastik im Meer giftige Stoffe wie Bisphenol A oder Phthalate frei werden. Diese gelangen in den Nahrungskreislauf der Meere und können somit das Erbgut von Meereslebewesen verändern. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass am Ende der Nahrungskette der Mensch steht. Dadurch könnte dieses Umweltproblem – zumindest mittelbar – auch Gesundheitsrisiken für ihn bergen.

Mit dem Problem des Plastikmülls im Meer befasst sich aktuell auch die Ausstellung „Endstation Meer“, die noch bis Ende März 2013 in Hamburg gezeigt wird. Anschließend geht die Schau auf Tour durch diverse weitere Städte in Europa.

 

Nötig ist mehr Forschung, aber auch ein Umdenken

Was kann der Einzelne tun, um das Problem zu entschärfen? Besser ist es, Produkte zu kaufen, die nicht in Plastik verpackt sind. Wenn doch Plastikverpackungen als Müll anfallen, müssen diese korrekt entsorgt werden, damit sie recyclt werden können.
Was auf industrieller Ebene oder im Rahmen der Gesetzgebung unternommen werden kann, um das Plastikmüllproblem zu lindern, darüber herrscht noch weitgehend Ratlosigkeit. Manche fordern, die Produzenten von Plastik verstärkt in die Verantwortung zu nehmen. Darüber hinaus weiß man immer noch viel zu wenig über die Details des Umweltproblems und seine Auswirkungen. Dies macht weitere, intensive Forschungen notwendig. Ziel muss es dabei vor allem sein, einen Weg zu finden, um die Verschmutzung des Meeres durch Plastikmüll in Zukunft entscheidend zu reduzieren.

NABU fragt nach:

Sind Sie sich der Gefahren von Plastik bewusst?

 

Foto: Friedberg – Fotolia.com #49613138

 

 

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